Presse / 2012 Der Kaufmann von Venedig

Oberösterreichische Nachrichten:

Der teuerste Kredit der Welt kostet mehr als alles Geld

Geliehenes Geld, nicht bezahlte Schulden, Recht und Gnade waren schon zu Shakespeares Zeiten Thema: In der Regie von Daniel Pascal ist dessen tragikomischer wie komplexer „Kaufmann von Venedig“ beim Sommertheater auf Schloss Traun zu erleben.

Ob er den Ring behalten wird? Alexander Knaipp (Bassanio) und Christina Scherrer (Portia) Bild: Sommertheater Traun

Viele Wege führen zu Geld: Ein bequemer ist die Heirat mit einer reichen Erbin, wie sie Glücksjäger Bassanio anstrebt, nachdem er sein Geld verspielt hat. Ein anderer führt über einen reichen, hilfsbereiten Freund, Antonio, der allerdings selbst nicht flüssig ist, da er sein Vermögen auf Überseehandel aufgebaut hat. Ein offizieller, aber riskanter Weg ist ein Kredit, wie ihn Antonio sodann beim jüdischen Banker Shylock aufnimmt, der statt Zinsen jedoch anderes fordert: ein Pfund Fleisch des Bürgen. Sie ahnen, worauf das makabre Spiel hinauslaufen wird…In der Regie von Daniel Pascal feiert eine hedonistische Wohlstandsgesellschaft in zeitlos eleganter Robe ihre Feste oder räkelt sich beim Sonnenbad auf der Liege – das Leben, ein Müßiggang.

Alexander Knaipp ist der etwas yuppiehafte Brautwerber Bassanio. Daniel Pascal der reiche, leicht phlegmatische Antonio, der seine Brust wacker dem unerbittlichen Banker entgegenrecken wird. Jean-Jacques Pascal ist sein Freund Gratiano und ein schrulliger arabischer Prinz. Christina Scherrer ist die anmutig elegante wie bestimmt auftretende Erbin Portia, die sich windet ob der falschen Werber. Als erste Dame Nerissa leistet ihr Ursula Ruhs mütterlich seelischen Beistand. Theo Helm ist als Laufbursche ein bewundernswert wendiger Schelm, der etwas Klamauk beisteuert. Sarah Baum gibt eine Bankierstochter mit natürlichem Charme, Lukas Strasser einem Adonis gleich ihren angebeteten Lorenzo. Ferdinand Kopeinig ist der aalglatte, gnadenlose Banker, der als Jude kein leichtes Leben im christlichen Venedig hat (antisemitische Vorwürfe, die dem Stück entgegengebracht werden, sind im Programmheft erläutert).

Einfach wie funktional bietet das Bühnenbild (Dominique Hölzl) aus Kojen mit Vorhang dem spielfreudigen Ensemble viele Möglichkeiten. Kräftiger Beifall für kurzweilige, vor allem unterhaltsame eineinhalb Stunden.


Sehnsüchte, Geld und Affären

(Foto: Alle Fotos: www.werfotografiert.at)

TRAUN (ros). Das Sommertheater im Schloss Traun "Der Kaufmann von Venedig" feierte rauschende Premiere. Die Kooperation von Pascal Productions und Vest Traun wird noch bis Mitte August aufgeführt und ist unbedingt empfehlenswert: ein Theaterabend, der beweist wie gut Shakespeare ist, wenn er auf hervorragende Schauspieler trifft. Pathetisch, leidenschaftlich und sprudelnd vor Ideen und Gedanken legt Regisseur Daniel Pascal seine Interpretation des Weltliteratur-Klassikers vor. Sehnsüchte, geborgtes Geld, die nicht eingehaltene Zahlungsfrist, Liebe, Verrat, Freundschaft und das tiefe Misstrauen gegen den anderen sind die Themen. Der Inhalt legt die Hand auf die Wunden unserer gegenwärtigen Zeit der Finanz- und Wirtschaftskrisen und ist somit aktueller denn je.
Karneval in Venedig, zur Zeit William Shakespeares die merkantile Metropole der Welt. Maskenfest und Ausgelassenheit, Lebensfreude und Lebensgier werden exzessiv gelebt. Die Wohlstandgesellschaft tanzt auf dem Vulkan. Bassanio (Alexander Knaipp) hat sein ganzes Geld verspielt. Sein Auge aber wirft er auf die schöne Erbin Portia (Christina Scherrer). Eine Heirat mit ihr, verspricht Linderung der Not und eine sorgenfreie Zukunft. Doch wer eine reiche Frau heiraten will, darf nicht arm sein. So sucht er Rat bei seinem Freund, dem Kaufmann Antonio (Daniel Pascal). Ein erstklassiger Theaterabend auf hohem Niveau und genialer Besetzung: Sarah Baum, Christina Scherrer, Ursula Ruhs, Theo Helm, Alexander Knaipp, Ferdinand Kopeinig, Jean-Jacques Pascal, Lukas Strasser und Daniel Pascal, Bühnenbild: Dominique Hölzl. Dank Pascal und Vest hat Traun hat wieder einen richtig guten Abend dazu gewonnen.


 

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